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​​​​​​​PORTRÄT & PLÄDOYER FÜRS SCHREIBEN

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Name | Vorname: Tadić, Sanela Katarina

Spitzname: Sani

Geburtsdatum: 31. Oktober 1979

Geburtsort: Vinkovci (Slawonien) | Kroatien

Sternzeichen: "Skorpion" (Aszendent "Löwe")

Berufserfahrungen: Kauffrau EFZ (Sekretariat | Assistenz: Recht & Baubranche) | literarisches, kreatives und philosophisches Schreiben | Ghostwriting | Lektorat & Korrektorat

Sanela Tadić ist als Kind in den 80-ern mit ihren Eltern in die Schweiz gezogen. Nach einer kaufmännischen Berufsausbildung war sie als Anwaltssekretärin in Wirtschaftskanzleien sowie als Geschäftsleitungs- und Projektassistentin in der Baubranche für Grossprojekte u.a. tätig, bis sie sich als Ghostwriter und im Bereich Lektorat & Korrektorat selbständig machte.

Seit frühester Jugend interessierte sie sich für klassische Literatur und begann bald auch selbst zu schreiben, wobei sie ihrer Überzeugung, dass es beim Schreiben (wie im Leben) keinen Schutzpanzer und keine Maskerade geben sollte, immer treu blieb.

Ihre Literatur- und Philosophie-Helden sind David Grossman, Haruki Murakami, Ernest Hemingway, Carson McCullers, Richard Yates, Franz Kafka, Stefan Zweig, Fjodor Dostojewski, Friedrich Nietzsche, Hermann Hesse, Hannah Arendt und Erich Fromm u.a. 

Für GetAbstract schrieb sie Zusammenfassungen von Literaturklassikern. Der Roman „Stille Rebellionen“ war im 2017 ihre offizielle Debüt-Veröffentlichung als Autorin (KaMeRu Verlag, Zürich). Nächste literarische Projekte: Erzählband von Geschichten, weitere Romane, Sammlung philosophischer und poetischer Kurztexte für die Veröffentlichung.

Freizeit | Hobbies: Lesen, schreiben, in der Natur sein, lange Spaziergänge, anspruchsvolle und schöne Filme, Musik, (Städte)Reisen, Kunst & Kultur, Menschen & Tiere, gutes Essen & Trinken in gemütlicher Atmosphäre, bevorzugte Gesellschaftsspiele: Billiard, Tischfussball/Kickerkasten, Schach; Sportarten: Joggen, Volleyball, Fussball, Squash, Badmington, Tischtennis.

Veröffentlichungen:

  • Weitere Romane, Kurzgeschichten / Erzählungen und philosophische Texte, publiziert von einem internationalen Verlag (in Arbeit)
  • "Stille Rebellionen" (Roman; seit 6. Dezember 2017 veröffentlicht; KaMeRu Verlag, Zürich)
  • www.getabstract.com (Zusammenfassungen & Interpretationen von Literatur-Klassikern, wie z.B. "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse, "Professor Unrat" von Heinrich Mann, "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" von Thomas Mann, "Andorra" von Max Frisch u.a.); kostenpflichtiger Download; Copyright bei GetAbstract.​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​


Träume, an denen wir festhalten

Plädoyer fürs Schreiben  ·  von Sanela Tadić      (PDF-Download)

​​​​​​​»Wenn die Leute wollten, hätten sie in ihren Händen eine grössere, schönere und bessere Welt,
aber sie beschäftigen sich mit oberflächlichen Dingen, ohne an echte Schönheit zu denken.« 
– Anne Frank (1929 - 1945)

»Wir alle kennen diese Kindheitsträume, Wunschgedanken und Vorstellungen, die uns glücklich machten, die aber vergessen gingen, die nutzlos, ja wertlos erschienen, als wir mit den scheinbar eingeschränkten Möglichkeiten der Realität in Berührung kamen. Manche Träume gehen nie ganz verloren und melden sich hin und wieder. Wie alte Freunde, die uns an längst vergangene Zeiten erinnern wollen, wir aber Kopf und Herz nicht frei haben und in eine vorgegebene Richtung hetzen. An sehr wenigen Träumen halten wir fest, lassen sie irgendwann los und suchen dann wieder sehnsüchtig nach ihnen, weil sie uns doch mehr bedeuten, als wir wahrhaben wollten. Auch ich hatte als Kind diesen On-Off-Traum, der mir als Erwachsene später sonderbar erschien, weil ich niemanden kannte, der so einen Traum hatte: nicht von dieser Welt, wie wir sie kennen; nicht der Weg, den die meisten gehen; die Erfüllung unwahrscheinlich, eher unmöglich.

Ein Traum von einem Gefühls- und Geisteszustand, wie ihn Gläubige, Spirituelle oder Menschen nach Nahtoderfahrungen beschreiben. Ich selbst war nie wirklich religiös oder spirituell. Nicht bewusst und nicht gewollt. Als Kind hatte ich von diesen Dingen noch gar keine Ahnung, und doch träumte ich immer davon. Nicht von Gott oder vom Himmel, vielmehr davon, Texte und Geschichten zu schreiben, die den Menschen wie an der Himmelspforte das Herz aufgehen lassen. Ich wusste damals noch nicht, dass ich eigentlich vom Zustand eines Bewusstseinswandels träumte, den ich in der Zukunft erst selbst erfahren musste.

Ein Zustand, ein Bewusstsein, in dem wir denken und fühlen: Wir sind da, wo man uns und jedes Leben auf der Welt annimmt und versteht, wo niemand sich Masken aufsetzen, sich verstellen muss, wo es für alles Worte gibt und eine gemeinsame Sprache, die uns allen vertraut ist. Wir sind endlich dort, wo es keine Feinde gibt. Nur Liebe und den Ausdruck für Liebe. Wo wir nur noch aus Herz bestehen dürfen. Ein grosses – weit und tief blickendes – Herz, das zum Leuchtturm für unseren Geist wird. An einem himmlischen Ort, wo wir nicht auf Körper und Dinge sehen, sondern Seelen erkennen. Wo wir endlich mit Erleichterung begreifen, dass wir nicht da sind, um zu siegen, einander zu übertrumpfen, etwas oder jemanden zu besitzen, über etwas oder jemanden zu herrschen, und dann… zu sterben, sondern um zu erwachen, sich zu entfalten, zu heilen, alles und jeden wahrzunehmen, zu verstehen, Energie und somit Aufmerksamkeit zu schenken, zu lieben – und selbst wahrgenommen, verstanden und geliebt zu werden.

Und warum sollten wir das erst im Himmel erleben dürfen, wenn wir Sterblichen die natürliche Fähigkeit haben, innere Welten zu erschaffen, die uns jene Liebe, das Glück, die Wahrheit, Weisheit, Freiheit und Schönheit näher bringt, nach denen wir unser ganzes Leben lang streben. Wie in jenen inneren Welten der Literatur, in Kunst und Musik, die uns so tief berühren können, uns mit Worten, Bildern, Klängen und Melodien aufwecken, als wären sie der Ruf Gottes, an den wir nie ernsthaft geglaubt, ihn nie zuvor gehört haben, und der uns dennoch so vertraut vorkommt. Wie der Ruf eines geliebten Menschen, den wir schrecklich vermisst haben. Und diesen Ruf jeder Kunst wahrzunehmen, halten wir dann im Alltag – wenn der erste Eindruck der Ergriffenheit abgeklungen ist – tatsächlich für nutzlos, ja wertlos, und hetzen weiter in eine vorgegebene Richtung, in der wir innerlich nicht länger aufsteigen, wie wenn wir in diesem ergriffenen Zustand eines erfüllten Herzens sind. Denn: Egal wie gut informiert und wie stark unser Verstand ist, wir verstehen und wissen gar nichts, solange unser Herz es nicht versteht, es nicht weiss.

Diese Art von Literatur – und auch diese Art von Leben – von Welt (!) – ist mein Traum. Solche Texte und Geschichten möchte ich schreiben, die diese bedeutende Stimme haben, die wir brauchen, nach der wir uns sehnen, die Herzen öffnet und berührt, und die entfesselt spricht, was gesagt und erzählt werden muss: Das Unsichtbare, Ungreifbare und Lautlose – in und um uns herum. Ein Traum, für den es vielleicht des gleichen starken Glaubens bedarf wie den an Gott und seinen Himmel.

Von Anfang an war es die Literatur, in der ich eine Welt gefunden hatte, in der es nichts Unaussprechliches gibt. Alles Menschliche (und auch Animalische – und jede Schöpfung in der Welt) findet eine Beschreibung, einen Ausdruck. Ich empfand das als sehr befreiend und tröstend. Es ist ein fortschrittlicher Akt, alles was ist, zu würdigen. Und zwar als das, was es wirklich ist. Es nicht zu sehen oder nicht sehen zu wollen, lässt uns einschrumpfen, stehen bleiben, feststecken. Unser Fortschritt aber liegt darin, zu wachsen, weiter zu gehen, beweglich zu bleiben, damit es noch mehr und anderes geben kann, als das, was schon ist. In uns. In der Welt, wie wir sie machen.

Mein Wunsch war immer, dass sich die Menschen im wahren Leben genauso offen und ehrlich untereinander ausdrücken würden, wie Literatur und jede Kunst zum Ausdruck bringen, was wirklich in unserer grossen Geschichte vor sich geht. Beim Schreiben von Geschichten gibt man allen Ereignissen ein Bild, allen Gedanken, Gefühlen, Stimmungen, Vorstellungen, Glaubenssätzen und Erinnerungen eine Stimme. Eine Schreibstimme. (Nicht zufällig gibt es in der Literatur den Ausdruck allwissender Erzähler, der ein bisschen wie Gott ist, dem wir gern diese heilsamen, uns wundervoll leitenden Eigenschaften zuschreiben, die auffangend und aufrichtend auf uns wirken, die wir aber alle selbst in uns haben. Für andere wie für uns. Nicht nur beim Schreiben also – während unseres ganzen Lebens und Wirkens, das ja göttlichen Ursprungs ist, was wir die meiste Zeit völlig vergessen.) Auch wenn Geschichten und Figuren erfunden sind, stammen sie doch aus der Realität, in der viele dieser inneren Ereignisse durch uns selbst mit ebenso kreativen wie destruktiven Mitteln verneint, verdrängt, unterdrückt, überspielt und verschwiegen werden. Es wird ausgeblendet, was wirklich passiert, um einzublenden, was stattdessen passieren soll. Das nennen wir dann: realistisch sein.

Wir Menschen nutzen die Sprache zu wenig für das Wahre und Wesentliche, für den echten Ausdruck. Stattdessen nutzen wir sie mehr, um vom Wahren und Wesentlichen abzulenken, zu verschleiern, zu täuschen oder auch, um andere zu manipulieren, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen oder sie zu verletzen. Worte haben eine starke Wirkung auf unser Innenleben und auf das der anderen – und somit auch auf unser äusseres Leben. Auf unsere Realität. Auch die Worte, die wir uns selbst sagen, wirken auf ganz bestimmte Weise in uns, was früher oder später auch andere zu spüren bekommen. Darum ist es so wichtig, unsere hörbaren wie unhörbaren Worte bewusst, schöpferisch und wohlwollend einzusetzen.

Was auch immer unser Traum ist, er fordert von uns, authentisch zu sein, zu uns selbst zu finden und zu zeigen, was wir da finden, was ihn – unseren Traum – umso beängstigender macht. Ich habe früh festgestellt, dass ich beim Schreiben mehr ich selbst – und auch intuitiver bin. (Und ich bin davon überzeugt, dass jede und jeder das im Stillen ist.) Gerade weil man im überreizten, vielbeschäftigten und vorgegebenen Alltag zu wenig Gelegenheit hat (oder besser gesagt: es nicht wagt, jede Gelegenheit dafür zu nutzen), tiefgründiger zu denken, zu fühlen, wirklich wahrzunehmen, aufmerksamer zuzuhören und bewusster zu sprechen – in jedem Moment, in jeder Situation und in jeder Beziehung bewusster zu leben. Wenn wir das alle lernen und tun würden, gäbe es so etwas wie Langeweile, Leere, einen routinierten, einengenden Alltag – und so vieles andere mehr, was uns einschränkt, kontrolliert und abstumpft – nicht. Daher sollten wir uns immer wieder fragen, warum es uns Menschen nur in der Kunst, in allen ihren Formen, erlaubt ist, wirklich und jederzeit aufrichtig, echt zu sein und das Echte wahrzunehmen. Und warum uns das Wahre in der Kunst so viel mehr interessieren und berühren soll als im Alltag unseres Lebens. Warum also wollen die „Macher unserer Gesellschaft“, mit ihren geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen, dass wir unsere ganze Aufmerksamkeit und Energie auf ihre wichtigen Gesetze richten, und selten bis nie auf die ungeteilte Wahrheit, die sich in uns und in der Welt jeden Tag offenbart?

Das Schreiben wurde für mich in jungen Jahren eine Art Protest gegen die Missstände unserer Zeit und gegen die Unaufrichtigkeit unserer Gesellschaft, aber mit jedem neuen Lebensjahr verwandelte sich dieser angriffslustige und vorwurfsvolle Protest auch in einen nach Heilung und Versöhnung strebenden Appell an uns, was sich ändern und besser werden könnte. In uns allen. Auch in mir. Ich träume davon, dass es mir gelingt, Texte und Geschichten zu schreiben, die vor allem etwas bewirken und bewegen, sich nicht bloss verkaufen und unterhalten. In unserem so routinierten Alltag, in dem wir uns nach echten Gefühlen und aufrichtigen Gedanken sehnen.

Wir alle, Du und ich, tragen unseren ganz eigenen Traum in der Seele, der sich wie ein roter Faden durch unser ganzes Leben zieht, den wir loslassen und aus den Augen verlieren, weil wir nicht an ihn glauben, nicht an uns selbst glauben, weil wir an nichts und niemanden glauben. Wir können aber diesen unseren Traum, diesen roten Faden in uns, jederzeit wiederfinden und ihn kraft unseres Glaubens festhalten. An uns selbst glauben – und an andere – wie an Gott und seinen unsichtbaren Himmel – wie an eine bessere Welt in der sichtbaren, die endlich erkennen möge, wofür wir alle wirklich gemacht sind: Für das, wovon wir träumen.

Und ich glaube daran, dass es kein Zufall ist, dass das Beste in uns unsichtbar zu sein scheint, ehe wir es wahrnehmen und sichtbar machen können. Alles, was es gibt, was wir kennen, was wir erfahren, war mal ein Traum, an dem jemand aus tiefster Seele festgehalten und ihn für so wertvoll befunden hat, ihm seine Lebenszeit und sein Herz zu widmen, um ihn wahr zu machen.«

(im Sommer 2022)

​​​​​​​»Das einzig lebenswerte Abenteuer
kann für den modernen Menschen
nur noch innen zu finden sein.« 
– Carl Gustav Jung (1875 - 1961)